PARIS, 30. November 2015– Sechs Staatsoberhäupter und Regierungschefs und die Führung der Weltbankgruppe sowie des Internationalen Währungsfonds riefen heute Unternehmen und Länder dazu auf, ihren Ambitionen für die Pariser Konferenz entsprechend einen Preis für Kohlenstoff festzusetzen, um eine saubere, umweltfreundlichere Zukunft zu ermöglichen.
In bemerkenswerter Eintracht riefen am ersten Tag der Klimakonferenz in Paris Staats- und Regierungschefs mehrerer Länder die Welt auf, die Preisfestsetzung für Kohlenstoffverschmutzung als Schlüssel für den Kampf gegen den Klimawandel und die Umwandlung der Weltwirtschaft zu nutzen. Dazu zählten die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Chile, Äthiopien, Deutschland, Mexiko und Kanada.
„Das Ziel besteht darin, nach und nach einen ausreichend hohen Kohlenstoffpreis weltweit festzusetzen, um zu einem besseren Verhalten zu ermutigen“, so der französische Präsident François Hollande. „In Frankreich wurden in Form des Energieübergangsgesetzes bereits Vorgaben für einen beträchtlichen Anstieg des Kohlenstoffpreises auf €22 pro Tonne im nächsten Jahr und vorgesehene €100 bis 2030 festgelegt. In Europa werden wir unseren Kohlenstoffmarkt ebenfalls verbessern und gleichzeitig gewährleisten, dass die Länder, die die Vorgaben am besten erfüllen, wettbewerbsfähig bleiben. Sehr schnell sollte für ein Unternehmen, das weniger CO2 ausstößt, ein entscheidender Wettbewerbsvorteil entstehen.“
Der Aufruf durch die Staats- und Regierungschefs wurde heute von Ministern und Unternehmensführungskräften aus vielen verschiedenen Ländern auf einer anderen Veranstaltung in Paris unterstützt, bei der die Führungskoalition zur Festsetzung von Kohlenstoffpreisen (Carbon Pricing Leadership Coalition) – CPLC) offiziell gegründet wurde. Die Koalition bringt wichtige Staatsregierungen wie die von Mexiko, Deutschland, Frankreich, Chile und Kalifornien sowie fast 90 Unternehmen und NGOs weltweit zusammen.
Die Koalitionspartner haben sich auf eine Vorgehensweise zur Förderungen der Nutzung von Kohlenstoffpreisen geeinigt, wobei die Erfassung und Weitergabe der besten Belege für eine erfolgreiche Kohlenstoffpreispolitik herangezogen, die Unterstützung durch Unternehmen für ehrgeizigere Vorgehensweisen gesucht und der Dialog zwischen Führungskräften weltweit gefördert werden, um den politischen Herausforderungen zu begegnen, die eine stärkere Verwendung von Kohlenstoffpreisen verhindern.
„Wir verzeichnen derzeit ein starkes Moment bei Staatschefs und anderen globalen Führungspersönlichkeiten, einen Preis für die Kohlenstoffverschmutzung festzusetzen. Es sind aber weitere Handlungen erforderlich, um die schädlichen Emissionen zu reduzieren“, so Jim Yong Kim, Präsident der Weltbankgruppe. „Die heutigen Unterstützungserklärungen durch Führungspersönlichkeiten sind von kritischer Bedeutung. Genauso wichtig ist die Arbeit der Carbon Pricing Leadership Coalition. Wir müssen gewährleisten, dass dieses Moment bei der Kohlenstoffpreisfestsetzung sich auch in der Praxis auswirkt.“
„Ein erfolgreiches Ergebnis der Klimagespräche in Paris wird ein deutliches Zeichen setzen, dass die Nationen zum Wohle des Planeten zusammenarbeiten können“, sagte Christine Lagarde, geschäftsführende Direktorin des IWF. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen sollte der richtige Kohlenstoffpreis stehen. Angesichts des Einbruchs bei den Energiepreisen war der Zeitpunkt nie günstiger, auf ein intelligentes, glaubwürdiges und effektives Kohlenstoffpreissystem umzusteigen. Die politischen Entscheidungsträger müssen den Preis richtig festlegen und Kohlenstoff intelligent besteuern – und zwar jetzt.“
Vor den Klimagesprächen in Paris kündigten mehr als 90 Industrie- und Entwicklungsländer einschließlich der Europäischen Union Pläne zur Nutzung internationaler, regionaler oder inländischer Kohlenstoffpreissysteme für die Emissionsreduzierung an.
Für Kohlenstoff einen Preis festzulegen kann mehrere Vorteile haben, darunter die Reduzierung der Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt wie z. B. der vorzeitigen Sterbefälle aufgrund von Luftverschmutzung. Dadurch erhalten Regierungen die benötigten finanziellen Mittel, um eine nachhaltige Entwicklung sowie stärkere Investitionen in das Wachstum bei niedrigem Kohlenstoffausstoß zu unterstützen. Durch Kohlenstoffpreise können Länder Unternehmen und Anlegern einen Anreiz bieten, ihre Kohlenstoffexponierung zu reduzieren, während gleichzeitig Investitionen in umweltfreundliche Energien, ein umweltfreundliches Transportwesen sowie saubere Technologien beschleunigt werden.
Ungefähr 40 Länder und 23 Großstädte, Bundesstaaten und Regionen haben bereits Kohlenstoffpreise implementiert bzw. sind gerade dabei. Dabei werden Programme und Mechanismen genutzt, die ca. 12 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen abdecken. Angesichts der jüngsten Ankündigung Chinas, 2017 ein nationales Emissionshandelssystem einzuführen, wird erwartet, dass sich diese Abdeckung beträchtlich steigern wird.
Ein kürzlich veröffentlichter Weltbankbericht (Zustand und Trends bei Kohlenstoffpreisen 2015) zeigt, dass die Anzahl der implementierten oder geplanten Kohlenstoffpreissysteme weltweit seit 2012 fast verdoppelt wurde und jetzt ca. 50 Milliarden US-Dollar umfasst.